Shownotes
Literaturtipps:
Die spirituelle Dimension des Fastens – wenn die Seele loslässt
In den letzten drei Folgen der Fastenserie habe ich dir verschiedene Dimensionen des Fastens wie Detox, Intervallfasten und Heilfasten erläutert und voneinander abgegrenzt. In dieser finalen Folge der Fastenserie möchte ich gerne noch die spirituelle Dimension des Fastens besprechen. Denn neben den heilenden Prozessen auf der körperlichen Ebene, die ganz klar wissenschaftlich belegt sind, fasten natürlich auch die Psyche, der Geist und die Seele.
Fasten ist nun mal nicht einfach nur eine Nulldiät. Beim Fasten geht es um das Loslassen – dazu gehören auch alte Emotionen, Gedanken oder Verhaltensweisen, die man nicht mehr braucht. Es handelt sich hier um Zellmüll und ebenso auch um lang angesammelten Seelenmüll, der endlich entsorgt gehört, um seinen Frieden mit etwas oder jemandem zu schließen.
Inzwischen bin ich ja wieder von meiner Fastenwanderwoche bei Ruediger Dahlke in der Südsteiermark zurückgekommen. Ich hatte eine wundervolle Woche, in der ich meinen Körper beim Wandern nochmal neu kennenlernen durfte und überrascht festgestellt habe, dass ich noch viel fitter bin, als ich dachte. Die Wanderungen waren sehr anspruchsvoll und es stellte sich schnell heraus, dass ich als Wanderneuling in der trainierten Gruppe mitwandern konnte, die es täglich hoch hinauf in die Weinberge brachte mit prächtigen Aussichten.
Dabei durfte ich sehr interessante Persönlichkeiten kennenlernen. Bei Ruediger Dahlke finden sich sehr verschiedene Menschen zusammen. Manche sind sehr krank, andere sind sehr gesundheitsbewusst und überdurchschnittlich fit, einige sind recht alt und andere noch sehr jung und stammen neuerdings eher aus der Biohacker- oder urbanen Veganerszene – so ein bisschen wie auf einem Roland Kaiser Konzert – alle Alters- und Einkommensklassen sind vertreten. So verschieden wir alle waren und sind, so einte uns doch der Wunsch, uns zu erleichtern, in dem wir alten Ballast einfach abwarfen, final verdauten sozusagen und dabei von Tag zu Tag viel leichter wurden, körperlich, gedanklich, emotional.
Fasten beruhigt den Geist
Beim Fasten werden nachweislich die Gedanken ruhiger, das bietet die Chance, dass man leichter an seine seelischen und emotionalen Themen herankommt. Wer weniger denkt, also nicht so voll im Kopf ist, der kann sich auf das Wesentliche fokussieren, erstmal überhaupt wieder wahrnehmen, was im Alltag den meisten so schwerfällt bei all den Terminen und To-Do-Listen.
Wenn du schonmal meditiert hast und es dir schwerfiel, dich auf deinen Atem zu konzentrieren oder zu entspannen, und du stattdessen tausend wenig erhabene Gedanken im Kopf hattest, die du nicht abstellen konntest, dann weißt du, wie unbefriedigend das sein kann. Man wünscht sich mit seiner inneren Stimme in Kontakt zu kommen oder in Gedanken etwas zu visualisieren, was man erreichen möchte und dann denkt man die ganze Zeit an Alltagsaufgaben, die alle noch erledigt werden müssen, oder an Dinge aus der Vergangenheit, die einen immer noch beschäftigen.
Dieses nicht zur Ruhe kommen können und die mangelnde Konzentration kann in solchen Momenten auch an der Ernährung liegen. Denn eine übersäuerte, zuckerreiche und koffeinreiche Ernährung erzeugt neben dem ganzen Stress, den ein modernes Leben ohnehin mit sich bringt, nochmal mehr Stress im Körper. In deinem vegetativen Nervensystem übernimmt dann der Sympathikus das Ruder, und der steht für einen Fight-or-Flight-Modus. Meditieren reduziert nachweislich den Stresspegel im Körper, so dass der Parasympathikus sich auch mal vor die Tür traut, also der Gegenspieler des Sympathikus, der für Entspannung steht und den Zugang ins Innere, also das, was gerade wirklich wesentlich ist und wahrgenommen werden möchte und auch die Selbstheilung überhaupt erst ermöglicht.
Hier kann man also versuchen dran zu bleiben, um mit schöner Musik und geführten Meditationen zunehmend in die Ruhe zu kommen. Oder man fastet. Denn beim Fasten ist das zur Ruhe kommen sehr viel einfacher. Weil keine Suchtstoffe zugeführt werden, die Verdauung und der Blutzuckerspiegel ruhen, werden interessanterweise auch die Gedanken weniger und durch die Ausschüttung von Serotonin, dem Glückshormon, auch positiver. Ein Gefühl des inneren Friedens stellt sich ca. ab dem 3. / 4. Fastentag ein. In diesem Zustand zu meditieren ist ein Genuss. Das Bewusstsein öffnet sich für ganz andere Dimensionen. Gefühle der Dankbarkeit und des sich verbunden Fühlens mit dem großen Ganzen werden leichter erfahrbar, wenn man sich bewusst in die Stille und Meditation oder eben wie beim Fastenwandern auch überwiegend in die Natur begibt und still seinen Weg geht.
Im Verzicht zur Erleuchtung
Und das haben sich zu allen Zeiten der Menschheit große Geister zu Nutze gemacht, die in der Stille und im Verzicht zu großen Erkenntnissen und einem Universalverständnis des Lebens gelangten, oder sogar zur Erleuchtung wie zum Beispiel Buddha oder Jesus. Bis heute versuchen Gläubige und immer mehr auch eine sich neu entwickelnde moderne spirituelle Szene tiefe Einheitserfahrungen zu erleben, in den gegenwärtigen Moment einzutauchen und im Verzicht zu sich selbst zu finden und im besten Fall sogar den Sinn des Lebens zu erfassen.
In allen Religionen gibt es Fastenzeiten, in denen die Gläubigen durch den Verzicht Demut und Dankbarkeit für das erfahren, was sie haben und damit im besten Fall ein Bewusstsein für Reichtum und Fülle in ihrem Inneren, also ihrem Herzen erkennen und nicht im Außen im Materiellen. Auf diese Weise fühlen sie sich ihrem Gott näher.
In einer Konsumgesellschaft wie der unsrigen ist das natürlich ein Widerspruch, weshalb es auch nicht verwundert, dass die religiösen Fastenzeiten fast nur noch von ganz kirchentreuen Hardlinern umgesetzt werden. Fasten ist heute tatsächlich eher etwas, das für die körperliche Gesundheit getan wird – immerhin! Hier stürzen sich die Forscher drauf, nicht auf das, was Fasten für Menschen auf seelischer bzw. spiritueller Ebene bieten kann. Ich denke, das ist in typischen Unikliniken, die das begleitende Fasten zum Beispiel bei einer Chemotherapie wissenschaftlich untersuchen, auch nicht im Fokus. Menschen, die hingegen Heilfasten in einem Kloster oder eben wie ich an einem so schönen kraftvollen Ort, wie im Heilkundezentrum TamanGa bei Ruediger Dahlke praktizieren, wollen das seelische Fasten integrieren und davon nachhaltig profitieren. Mit Meditationen und Atemsitzungen, mit dem „Verbundenen Atem“ wird dieser Seelenanteil zumindest bei dem Fasten, was ich gerade erfahren habe, auch aktiv angesprochen.
Wenn die Seele fastet
In so einem bewussten Fastenzustand ist es auch kaum zu ertragen Nachrichten zu konsumieren, in Socialmedia herum zu scrollen oder Thriller zu lesen. Der fastende Mensch nimmt mehr wahr, wird durchlässiger, sensibler und empfindet mehr als im Essensmodus oder Konsumrausch.
Meine vorletzte Fastenerfahrung habe ich in Berlin eigenständig Zuhause durchgeführt und ich spürte vom ersten Tag an eine enorme innere Ruhe. Als ich dann vor die Tür ging, konnte ich das geschäftige Treiben der Berliner nicht gut ertragen. Ich war einfach nicht in Resonanz mit dieser Hektik, so dass ich viel Zeit mit mir alleine zuhause oder im Park verbrachte. Ich machte Yoga, meditierte und las inspirierende Bücher. Ich fühlte ab dem vierten Tag große Dankbarkeit und Verbundenheit mit mir und auch dem großen Ganzen, wenn du verstehst was ich meine. Dieses Gefühl war überwiegend da, beim Meditieren und auch beim Spazieren im Park.
Die Tage davor war ich wie gesagt ruhig, aber auch sehr ernst und nachdenklich, manchmal war mir auch zum Weinen zumute, was oft zu Beginn als Teil des Fastens betrachtet werden kann, wenn sich neben körperlichen Reinigungsprozessen auch seelische in Gang setzen. Das Abführen des Darminhalts trägt erheblich dazu bei. Denn im Darm sitzen festgehaltene unbewusste Emotionen. Menschen, die unter Verstopfung leiden, haben ein Thema mit dem Loslassen, nicht nur körperlich. Und wenn jemand Prüfungsangst hat, hatte er im wörtlichen Sinn bestimmt schonmal Schiss. Zwischen Emotionen und Darm existiert ein klarer Zusammenhang. Auch Depressionen werden heutzutage immer mehr unter Einbezug des Darms behandelt. Eine Darmreinigung kann dementsprechend unterdrückte Emotionen zu Tage fördern, was die Stimmung in verschiedene Richtungen sehr beeinflussten kann. Nach und nach kommt hier jedoch Reinigung hinein und Vieles klärt sich dann. Man fühlt sich auch im Herzen erleichtert.
Epigenetische Erklärung
Das lässt sich auch entsprechend epigenetisch erklären. Bei der Autophagie werden ja alte Zellen verstoffwechselt und ausgeschieden. Die Epigenetik, eine junge Form der Wissenschaft, gibt uns zu verstehen, dass alle Emotionen, Gedanken und Traumata in den Zellen gespeichert werden – sogar über Generationen hinweg, sie werden also vererbt.
Wenn wir etwas Schlimmes erlebt haben und dann ein Trauma entwickeln, ist es eindeutig zuzuordnen und man kann daran gezielt arbeiten, dieses Trauma zu therapieren. Doch es gibt auch Situationen, da kann man sich die Angst oder Trauer vor etwas oder über etwas nicht erklären, weil einfach nichts allzu Gravierendes passiert ist. Vielleicht ist jedoch der Oma etwas Schlimmes passiert, was über die Generationen weitergegeben wurde.
Nun ist es so, dass sich Zellen fortwährend erneuern, alle sieben Jahre ist der menschliche Körper praktisch wie neu. Wenn wir jedoch immer gleiche Muster und Routinen in unserem Leben haben und beibehalten, wir uns viele Sorgen machen, uns über andere aufregen oder schlechte Gedanken über uns selbst haben, dann bleiben diese Gedanken ja bestehen und die Informationen werden auch in jeder neuen Zellen erneut gespeichert.
Meine Theorie ist daher, dass beim bewussten Fasten über einen längeren Zeitraum einfach Zellschichten abgebaut werden und damit auch deren gespeicherte Informationen, und zwar diejenigen, die der fastende Mensch für sein weiteres Leben nicht mehr braucht, die er also loslassen kann. Ähnliches passiert beim Verbundenen Atmen, höre dir hierzu gerne nochmal die Folge mit dem Titel „Lass Atmen deine Droge sein“ an.
Auf diese Weise fastet die Seele und es können seelische Belastungen vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein hochkommen, angeschaut, gefühlt und dann losgelassen werden.
Fasten kann das Leben verändern
Das ist für mich und für alle, die sich darauf einlassen wollen und können, neben den körperlich gesundheitlichen Vorzügen des Fastens der eigentliche Clou, die Innenschau und die persönliche Entwicklung, die nach dem Fasten natürlich nicht endet. Fasten bietet immer die Chance das Leben zu verändern, und zwar so, dass es besser zu einem passt, was berufliche, partnerschaftliche, freundschaftliche oder auch örtliche Konsequenzen mit sich bringen kann.
Ich habe mich bei dieser Fastenwanderung bewusst dazu entschieden, mich von einer langjährigen Freundschaft zu lösen, die mich einfach schon lange zu viel Energie kostet und wenig Freude bringt. In dieser Woche in meinen Wanderschuhen in der Natur und mit leerem Magen und Kopf konnte ich diese lange Freundschaft friedlich loslassen. Beim letzten Mal war es ein beruflicher Konflikt, den ich beim Fasten verabschiedete. Danach ging ich bewusst einen anderen Weg. Es war der erste Schritt auf dem Weg, den ich hier gerade mit diesem Podcast gehe. Fasten schafft Klarheit in den Gedanken und Emotionen und ermöglicht eben auch den Raum, diese zu fühlen und dann auch gleich mit zu entgiften.
Natürlich kann es auch so sein, dass beim und nach dem Fasten alles beim Alten bleibt und sich nicht viel verändert. Es ist dann eben nicht an der Zeit oder es fehlt der entsprechende Rahmen für das seelische Fasten.
Das kann passieren, wenn man zum Beispiel beim Fasten weiterhin arbeitet. Das machen gar nicht so wenige Menschen. Sie fasten dann aus gesundheitlichen Gründen, weil sie vielleicht übergewichtig sind oder Diabetes haben. Das kann körperlich gut funktionieren. Eine größere Gelassenheit und Konzentrationsfähigkeit wird zum Beispiel auch von Fastenden geschildert, die durcharbeiten. Es hat also Vorteile, keine Frage.
Dieses Seelenfasten, das ich beschrieben habe, wird so intensiv vermutlich jedoch nicht stattfinden. Wir hatten beim Fastenwandern auch so ein paar Unternehmer und Topmanager dabei, die die Zeiten der Meditation oder das Yoga lieber geschwänzt haben und mit der Firma telefoniert oder Mails bearbeitet haben. Das entscheidet jeder für sich. Alles kann, nichts muss. Es ist auch nicht so, dass immer das große Seelenfasten einsetzt. Es passiert, wenn es passieren soll.
So wird das seelische Fasten gefördert
Ich würde dir empfehlen, wenn du darüber nachdenken solltest, auch mal Langzeit zu fasten, also wenigstens fünf Tage und mehr, dass du dir die Chance gibst, auch deine Seele fasten zu lassen. Hierzu ist es förderlich, nicht zu arbeiten, den Fernseher auszustellen, sich nicht mit Menschen zu treffen, die nicht fasten und dich womöglich von ihren Alltagsproblemen energetisch herunterziehen zu lassen. Auch solltest du in der Zeit keine E-Mails lesen oder Social Media konsumieren.
Es gilt die Innenschau zu wagen, in die Natur zu gehen, wertvolle Gespräche zu führen – nicht über die Arbeit, Politik oder sonstige Probleme – sondern über das Leben, über das, wofür man dankbar ist, was einen inspiriert. Es ist auch ein guter Zeitpunkt, sein Leben in Gänze zu überdenken und sich wichtige Fragen zu stellen. Ohne Nahrung ist man diesen Themen gegenüber zugänglicher.
Auch das Thema Lebensende, Vergänglichkeit und die eigene Auseinandersetzung damit hat in Fastenzeiten einen Platz. Was will man wirklich? Mit wem darf man noch Frieden schließen? Was möchte man noch sehen oder erreichen in diesem Leben? Solche Ziele und Erkenntnisse lassen sich dann sehr gut aufschreiben, neudeutsch „journaln“.
Eine ältere Frau, die ich beim Fastenwandern kennengelernt habe, sagte am letzten Tag so trefflich: Das Fasten bereitet einen in gewisser Weise auf das Sterben vor – natürlich hat das auch etwas mit der Art und Weise des Programms zu tun, das uns Ruediger Dahlke geboten hat. Denn dieses Thema schwingt immer mit. Wer zu Lebzeiten gelernt hat loszulassen, der wird mit dem Alter immer leichter und kann am Ende seines Lebens das, was noch übrig ist, leichter loslassen als Menschen, die ihr Leben mit viel Materiellem und seelischem Ballast verbracht haben und es am Ende nicht schaffen in Frieden davon loszulassen. So vieles ist dann noch ungeklärt – zwischenmenschlich oder auch in materieller Hinsicht. Dieser typische vollgestellte Keller oder Dachboden mit gesammelten Werken aus einem ganzen Leben, die weder eine große Rolle gespielt haben noch einen sinnvollen Beitrag leisten konnten, spiegeln dann auch das Innere des Menschen am Lebensende wider. Diese Dinge müssen dann die Nachfahren auflösen – oft mit großem Kopfschütteln, was Mutti da alles hinterlassen hat – oftmals ohne großen Wert oder Nutzen landen diese Plünnen dann auf der Müllhalde.
„Wie innen, so außen“ heißt eines der universalen Gesetze. Und viele Menschen, vielleicht auch du kennst das, wer innerlich durcheinander ist, räumt oft die Wohnung auf. Wer eine aufgeräumte Wohnung hat, wirkt auch innerlich aufgeräumt. Beim Fasten wird auf allen Ebenen aufgeräumt, gereinigt und neu sortiert. Das Außen zieht dann meistens von ganz alleine nach. Fasten schult für das ganze Leben.
Ich kann es dir nur empfehlen, einmal eine Fastenkur auszuprobieren. Ich faste jetzt jährlich, vielleicht gelingt es mir sogar dieses Jahr noch ein weiteres Mal. Ich halte dich auf dem Laufenden.
In der nächsten Folge freue ich mich, dir ein besonderes Interview zu präsentieren, und zwar mit Dr. Ruediger Dahlke, bei dem ich derzeit die Ausbildung zur Beraterin für psychosomatische Medizin absolviere, und der eben diese vielen verschiedenen Heilfastenprogramme wie auch das Fastenwandern in Österreich anbietet. Wir haben vor Ort während der Fastenwoche dieses Interview geführt und ich bin wirklich sehr glücklich, dass das so wunderbar geklappt hat. Das Interview wird es auch als Video bei Youtube und hier auf meiner Website geben.
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