#13 Fastenserie Teil 3: Heilfasten - wenn der Körper sich selbst heilt

Shownotes

Heilfasten – wenn der Körper sich selbst heilt

In den letzten beiden Folgen / Artikeln der Fastenserie hast du erfahren, wie Detox, also Entgiftung richtig funktioniert und dass es nicht einfach nur das Weglassen von ein paar ungesunden Nahrungsmitteln ist, die man dann nach einer Woche wieder zu sich nimmt. Auch mit der Folge zum Intervallfasten wollte ich Dir mitgeben, dass Intervallfasten mehr ist als einfach nur nicht zu frühstücken und wie Du am einfachsten in diesen Fastenzustand einsteigen kannst.

Dieses Mal  geht es um das Langzeitfasten oder auch Heilfasten. Das Heilfasten benötigt mehr Zeit und ist eine intensive Erfahrung.

 

Es gibt verschiedene Arten des Heilfastens, zum Beispiel Saftfasten, Basenfasten, Leberfasten, ebenso ayurvedische Fastenkuren oder eben auch das Fastenwandern, was für mich aktuell stattfindet. Es gibt natürlich auch sehr extreme Varianten, wie das Wasserfasten, bei dem wirklich nur Wasser und Tee getrunken wird.

 

Die bekannteste Art ist heute vermutlich das Buchinger Fasten, benannt nach seinem Erfinder Otto Buchinger, das eine Form des Saftfastens darstellt. Man fügt dem Körper geringe Mengen Rohsäfte und auch Brühe zu, dazu Tee und stilles Wasser. Das beinhaltet eine leichte Kalorienzufuhr pro Fastentag, was jedoch dem Zustand des Fastens nicht widerspricht. Der Zustand des Fastens bedeutet einfach, dass man keine Nahrung zu sich nimmt, so dass der Körper in den Fettstoffwechsel übergeht, sich an seinen eigenen Fettreserven bedient und dadurch Energie zur Verfügung stellt. In diesem Zustand bilden sich Ketonkörper in der Leber, die auch das Gehirn mit Energie versorgen. Dies führt neben der vermehrten Ausschüttung des Glückshormons Serotonin zu einer Stimmungsaufhellung und kann sogar zu einer Fasteneuphorie führen. Auch fühlen sich Fastende wacher und klarer im Kopf. Die Gedanken sind geordnet, im Hier und Jetzt, es gibt kein Müssen und kein Getriebensein.

 

Außerdem wird die Autophagie im Fastenzustand aktiviert. Autophagie bedeutet, dass der Körper kranke Zellen repariert und wenn sie irreparabel sind, dann quasi Zellselbstmord betreibt und diesen Zellmüll aus toten und kranken Zellen verstoffwechselt, woraus wieder Energie gewonnen werden kann, bis sie ausgeschieden werden. Der Prozess der Autophagie ist wesentlich beim Fasten und enorm wichtig zur Gesunderhaltung des Körpers und der Psyche, nicht nur während des Fastens, für das gesamte Leben. Wie ich bereits in der letzten Folge zum Intervallfasten sagte, kommt die Autophagie einfach zu kurz wenn wir permanent essen.

 

Studien in den USA haben ergeben, dass der durchschnittliche US-Amerikaner zwischen und 7 und 10 Mal am Tag isst. Die einzige Fastenphase findet also in der Nacht statt. Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass Fettleibigkeit, Diabetes, Herzerkrankungen usw. inzwischen ja nicht mehr nur bei den Amerikanern auf dem Vormarsch sind.

 

Fasten hat eine lange Tradition

Dabei gehören Phasen des Fastens zum menschlichen Leben dazu. Es wurde immer schon gefastet – ganz früher aufgrund von natürlichen Gegebenheiten, wie die Jahreszeiten oder auch Dürren und natürlich auch, weil der Mensch, wie jedes wildlebende Tier, seine Nahrung erstmal suchen, sammeln, jagen und erlegen musste. Auch das waren Zeitaufwände, die Stunden oder Tage dauern konnten, in denen nicht gegessen wurde.

 

Und natürlich kennen wir Fastenzeiten aus allen Weltreligionen. Wobei diese Fastenzeiten spirituellen Ursprungs sind, in denen der Verzicht vor allem Demut lehren soll und nicht als Heilfastenkur dient. Im Ramadan wird ja nach Sonnenuntergang gegessen und auch im christlichen Fasten nach Aschermittwoch bis Ostern wird schließlich nicht 40 Tage lang nur Wasser und Tee zu sich genommen. Die Christen fasten dann in der Regel Nahrungsmittel, die der Völlerei dienen, also Zucker, Fleisch, Alkohol und andere Sünden. Auch und gerade das Weglassen dieser Stoffe sorgt ja bereits für einem bewussteren Umgang mit der Nahrung. Wenn Menschen längere Zeit auf Zucker verzichten, dann berichten sie, dass sie sich weniger vernebelt und gereizt fühlen. Und das trägt natürlich auch dazu bei, dass man dem christlichen Wert der Nächstenliebe ein bisschen näherkommt.

 

Fasten bedeutet nicht Hungern

Und damit ist auch erklärt, dass Fasten eben nicht einfach nur hungern ist.

Man hungert in der Regel unfreiwillig, zum Heilfasten entscheidet man sich dagegen bewusst, es ist ein Prozess des Bewusstwerdens. Dennoch kann das Hungergefühl gerade in den ersten Tagen vorhanden sein, wenn der Körper noch in der Umstellungsphase ist und noch nicht auf seine Fettreserven zurückgreift.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich natürlich auch das Thema Abführen und Einläufe nicht ausklammern – ein Thema, das viele vom Fasten abhält, es erscheint ihnen unangenehm und ich gehörte früher auch dazu.

Zum einen ist es so, dass sich der gesunde Darm entleert, wenn er vom Magen die Information erhält, dass neue Nahrung angekommen ist. Dadurch macht er Platz. Beim Fasten kommt aber keine neue Nahrung nach, doch der Darm ist noch gefüllt und wird nun träge. Damit sich keine Fäulnis und Rückvergftung entwickeln, braucht es eben die Darmentleerung. Diese erfolgt zum Beispiel beim Buchinger Fasten mit Glaubersalz, das man in Wasser auflöst und dann trinkt. Das wirkt abführend und man hat eine schnelle Darmentleerung und sollte dann nicht aus dem Haus gehen.

 

Glaubern, wie es so schön heißt, kann ich dir jedoch nicht empfehlen. Es ist sehr scharf und muss durch den gesamten Verdauungstrakt, obwohl sich der Darminhalt hauptsächlich im Dickdarm befindet. Hier können gehörige Störungen im Mikrobiom des Darms stattfinden, die man heute vermeiden kann. Glaubern ist eine sehr alte Abführmethode aus einer Zeit, als man noch nicht viel über den Darm und das empfindliche Mikrobiom wusste. Außerdem schmeckt es scheußlich! Ich selbst nutze die Sharepflaume aus China. Das ist eine Trockenpflaume, die man ordentlich kaut und dann mit viel Wasser herunterschluckt, dann wartet man ein paar Stunden und alles entleert sich – auf eine ganz einfache, sogar schmackhafte und sanfte Weise. Diese Sharepflaume kann man mehrfach essen während des Fastens, wenn man nicht auf natürliche Weise auf die Toilette kann.

 

Einläufe ja oder nein?

Ergänzend bietet sich hier auch der Einlauf an. Einläufe – zum Beispiel mit warmem Wasser oder auch Kaffee – können noch Ablagerungen im Dickdarm entfernen, vor allem helfen sie aber die Begleiterscheinungen des Fastens, wie z.B. Kopfschmerzen zu lindern. Und sowohl die Abführungen als auch die Einläufe reduzieren das Hungergefühl. Insofern kann ein Einlauf – einmal gemacht – bereits zu der Erkenntnis führen, dass er berechtigt ist, weil es einem danach meistens besser geht. Es ist jedoch heute nicht mehr unbedingt nötig, wenn man solche natürlichen Abführprodukte wie die Sharepflaume nimmt.

 

Wenn du dir das gut vorstellen kannst mit dem Einlauf, dann möchte ich dir gerne empfehlen, das mal zu probieren, wenn du das nächste Mal das Gefühl hast krank zu werden, also der Hals kratzt oder die Nase läuft oder du einen Allergieschub hast in der Pollenzeit. Viele Menschen berichten, dass der Einlauf den Infekt oder den Allergieschub aufhält. Das funktioniert also auch ohne Fasten für manche kleineren gesundheitlichen Probleme.

Zu oft und gründlich sollte man das jedoch nicht machen, denn auch hier besteht das Problem, dass das empfindliche Mikrobiom im Darm durcheinandergerät, wenn nun ständig gespült wird.

Es gibt noch andere Varianten des Abführens, die je nach Fastenkur oder Klinik unterschiedlich sein können.

 

Allein fasten oder mit Begleitung?

Wenn Du gesund bist und einfach mal fasten möchtest, präventiv für deine Gesundheit, dann kannst du heute sogar Onlinefastenkurse für einen sehr guten Preis durchführen. Hier wirst du von Experten, wie zum Beispiel Dr. Ruediger Dahlke begleitet, die aber natürlich nicht an deiner Seite sind, falls doch mal etwas nicht gut läuft, wobei das ein sehr geringes Risiko ist. Jeder Körper kann auf Nahrung verzichten, das ist in unserer Natur so angelegt.

 

Doch ich würde jedem Menschen, der bereits vorerkrankt ist oder Medikamente einnimmt, immer dazu raten sich beim Fasten persönlich begleiten und betreuen zu lassen. Bei Diabetikern ist es zum Beispiel so, dass sie während des Fastens das Insulin absetzen müssen. Darum geht es ja beim Fasten. Es kommt keine Nahrung, deshalb braucht es auch kein Insulin zu spritzen. Doch das könnte auch gefährlich werden und da braucht es auf jeden Fall eine ärztliche Begleitung. Das gilt grundsätzlich für Menschen, die Medikamente einnehmen. Auch Menschen mit Depressionen, ob sie Medikamente einnehmen oder nicht, können vom Fasten sehr profitieren. Doch auch hier würde ich dazu raten, den Weg nicht auf eigene Faust zu gehen. Menschen mit starkem Übergewicht sollten sich ebenfalls begleiten lassen, damit am Ende nicht ein Jojo-Effekt eintritt. Denn auch wenn man beim Fasten abnimmt, ist es keine gute Methode zur Gewichtsreduktion. Man nimmt gar nicht so viel Fett ab, es ist vor allem Wasser, weil man dem Körper keine Salze mehr zufügt. Wenn man dann beim Fasten einen langsamen Stoffwechsel entwickelt und danach wieder so isst wie vorher, kann das für eine Gewichtszunahme sorgen. Zur langfristigen Gewichtsreduktion eignet sich das Intervallfasten, dass man sehr gut an eine Heilfastenzeit anschließen kann. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man sein Gewicht, das man beim Fasten verloren hat, auch langfristig hält.

 

Wer sollte nicht fasten?

Es gibt auch Menschen, die gar nicht fasten sollten, zumindest nach der Meinung von Prof. Andreas Michalsen von der Berliner Charité. Dazu gehören Kinder, stillende und werdende Mütter, Menschen mit einer Essstörung oder mit Untergewicht, Menschen mit Herzerkrankungen, Leber- oder Nierenleiden, Menschen mit akuter Schilddrüsenerkrankung sowie Diabetes Typ 1. Ich bin kein Freund davon, Menschengruppen kategorisch auszuschließen, denn zum Beispiel durfte ich aus der Ferne eine Bekannte beobachten, die zumindest mit Intervallfasten beim Typ 1 Diabetes sehr gute Fortschritte gemacht hat. Nicht, dass sie geheilt wäre, doch die Menge an zugefügtem Insulin hat sich stark reduziert und das ist ein Gewinn.

 

Fasten auch bei akuten Erkrankungen?

Grundsätzlich bietet sich Fasten bei akuten Erkrankungen an. Der Körper sagt einem das meistens auch mit Appetitlosigkeit. Das kennt jeder bei grippalen Infekten, Magen-Darm-Erkrankungen, aber auch andere Entzündungen, wie Blasenentzündungen und Allergieschüben.

 

Eltern und Großeltern meinen es bekanntlich immer nur gut mit dem Nachwuchs und bieten ihm im Krankheitsfall Suppen, Salzstangen, Obst oder Eis an. Das Kind muss schließlich etwas essen. Nein, das muss es nicht. Kein Tier frisst etwas, wenn es eine akute Erkrankung hat, die ausheilen soll. Der Mensch würde das von sich aus auch nicht tun. Doch in unserer Gesellschaft, die ja auch aus dem Mangel entstanden ist, ist es immer ein gutes Zeichen, wenn Menschen essen, dann sind sie nämlich gesund. Dass das Kind jedoch womöglich nur zum Gefallen isst und dann später als Erwachsener keinen Kontakt zu seiner Körpersprache entwickelt hat, wird selten hinterfragt. Natürlich spricht nichts gegen eine Brühe oder eine leichte Gemüsesuppe zu essen, doch wenn der Erkrankte partout nichts zu sich nehmen möchte, dann ist das ein gutes Zeichen, denn das Immunsystem läuft auf Hochtouren. Es hat keine Zeit zum Essen. Die Selbstheilungskräfte werden durch das Fasten aktiviert und das recht schnell. Nahrungsaufnahme bedeutet hingegen Stress für den Organismus. Der Körper muss seine Energie dann zunächst für die Verdauung einsetzen und kann nicht Vollgas geben, um die Bakterien zu bekämpfen.

 

Die Fastenforschung zeigt, dass das Immunsystem durch das Heilfasten gestärkt wird. Schon nach einer Woche Heilfasten zeigt sich laut einer österreichischen Studie aus dem Jahr 2016, dass die Vielfalt der Bakterienstämme im Darm zunimmt, was für ein gestärktes Immunsystem steht, denn das Immunsystem in Form von Abwehrzellen sitzt zu einem Großteil im Darm. Also ich würde sagen, wer sich ernsthaft Sorgen um eine zweite oder fünfte Coronawelle macht, der könnte stattdessen einfach mal eine Woche Fasten und sich somit vor allen möglichen Infektionen schützen. Gerade, wenn die Gesundheit bereits angeschlagen ist. Beim Heilfasten trifft man mehr Menschen, die es nötig haben, als Menschen, die einfach präventiv etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Das zeigt aber auch, wie effektiv das Fasten eben gerade für diejenigen ist, die Heilung brauchen.

 

Gute Zeiten zum Fasten

Zum Schluss möchte ich noch gerne auf den Zeitpunkt des Heilfastens eingehen. Im Prinzip ist immer ein guter Zeitpunkt fürs Fasten. Ich würde dir dennoch den Frühling und den Herbst empfehlen. Das sind Jahreszeiten, in denen sich der Stoffwechsel ohnehin verändert. Im Winter wird er träge, im Frühjahr wird er aktiver. Fasten unterstützt die Umstellung. Außerdem gibt es im Spätherbst nicht mehr und im Frühjahr noch nicht so viele einheimische Früchte. Im Sommer zu fasten, wie ich es gerade tue, ist eigentlich sehr schade. Denn gerade jetzt, wenn die Früchte regional in Hülle und Fülle zur Verfügung stehen, ist es weniger sinnvoll zu fasten. Beim Fastenwandern spielt natürlich auch das Wetter eine Rolle. Es macht mehr Spaß im Frühsommer zu wandern als zur kalten, regnerischen Jahreszeit. Auch im Winter kann man gut fasten, hier ist es jedoch so, dass alljährlich die Grippewellen durchs Land ziehen. Wer noch nie gefastet hat und bereits ein geschwächtes Immunsystem hat, sollte dann nicht mit dem Fasten starten. Denn die ersten zwei Tage bedeutet Fasten schon einen gewissen Stress für den Organismus, in dieser Zeit ist man anfälliger. In einer Fastenklinik mit Begleitung kann aber selbst das durchaus eher ein Gewinn als ein Risiko darstellen.

 

Bleibt noch die Frage, wie oft man Heilfasten sollte?

Meines Wissens nach ist zwei Mal im Jahr optimal, wenigstens einmal im Jahr und maximal vier Mal im Jahr. Das hängt auch von der Dauer des jeweiligen Fastens ab. Bei vier Mal fasten im Jahr gehe ich jeweils von einer Woche aus und nicht von Wochen. Je nach individueller Lebensphase kann aber auch das hilfreich sein. Wenn das jedes Mal mit Begleitung stattfinden soll, dann wird es natürlich teuer. Meiner Erfahrung nach lernt der Mensch seinen Körper beim Fasten sehr gut kennen, so dass es bei den ersten 1-2 Malen mit Betreuung, danach auch ohne, also in Eigenregie gut möglich ist. Es gibt viel Literatur zum Thema, wie man selbst fastet, du findest ein paar Bücherempfehlungen oben in den Shownotes.

 

Also du siehst, das Thema Fasten ist sehr umfangreich und die Forschungen gehen weiter …

 

Bislang lag der Fokus in dieser Fastenserie vor allem auf den körperlichen Vorteilen. Beim nächsten Mal möchte ich dir gerne die spirituelle Dimension des Fastens vorstellen, den es geht beim Fasten traditionell auch um das Wesentliche, um Demut, um Dankbarkeit und um die Steigerung des Bewusstseins. Und das ist ja auch mein Anliegen mit diesem Podcast: gesund und bewusst bis zum Schluss. Also diese Seite des Fastens darf nicht fehlen.

 

Folge mir bis dahin gerne auf Instagram und Facebook @isabelbrandau, und kommentiere diese Folge gerne unter dem entsprechenden Post. Wie sind deine Fastenerfahrungen oder welche Bedenken hast du womöglich? Ich freue mich auf deine Fragen zum Fasten.

 

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